NZZ am Sonntag – Ein Seismograf für die Finanzmärkte

Von Charlotte Jaquemart

Wer an den Finanzmärkten Verluste konsequent vermeiden kann, gewinnt deutlich mehr an Rendite, als wenn er im Bullenmarkt immer voll dabei ist und dafür gegen unten alle Schwankungen mitmacht. 50% Partizipation an steigenden Marktphasen reicht, um am Ende des Tages mehr Rendite zu erzielen, als wenn man alle Schwankungen gegen oben und unten voll mitmacht.

Aber Risiken so zu verwalten, dass man alle Verluste umschiffen kann, wie soll das gehen? Die Volatilität als Risikomass hilft einem nicht weiter, weil damit nur die Marktschwankungen gemessen werden – man weiss damit nur, ob es regnet oder nicht regnet. Niemand aber sagt einem, wie man vorab merkt, wann der Regen kommt. Dominik Locher von der Theta AG hat gemeinsam mit ETH-Wissenschaftern einen Stabilitäts-Check entwickelt, basierend auf Renditen, der Phasen von Unsicherheiten erkennt und wie ein Seismograf quasi festhält. «Wir spüren Strukturbrüche auf, die auf instabile Marktphasen hindeuten.» Die Stabilitätsanalyse wird von einigen Pensionskassen heute schon eingesetzt; bei Privatanlegern ist sie noch eher unbekannt. Das Analyse-Tool gibt drei Stufen an. Demnach kann eine Marktphase stabil, labil oder instabil sein. «Werden Aktienmarktinvestitionen in instabilen Marktphasen gemieden, können Verluste deutlich reduziert werden», sagt Locher.

Der Vermögensverwalter hat in den letzten Jahren sein Konzept für viele Märkte und Perioden getestet. Bis auf ganz wenige Ausnahmen kommt das Warnsignal «instabil» im richtigen Moment. Locher glaubt, dass die Stabilitätsanalyse das Kapital nicht nur schützt, sondern auch dazu beiträgt, dass es sich wertmässig stabiler entwickelt.

Zurzeit zeigt der Stabilitäts-«Seismograf» für einige Aktienmärkte eine hohe Labilität an; im US-Aktienmarkt nimmt die Gewinndynamik ab. «Doch klare Instabilitäten stellen wir momentan erst beim MSCI Aktien Welt-Index fest, was auf starke Währungsbewegungen zurückzuführen sein dürfte», erklärt Locher. Wer sich auf die Warnsignale der Stabilitätsanalyse verlässt, müsste sich demnach aktuell von seinen Engagements in besagtem Bereich trennen. Um dann in der nächsten stabilen Phase wieder einzusteigen. So lassen sich, zumindest der Theorie nach, Verluste umschiffen.

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